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Ich bin zurück! – Wiedereinstieg in den Beruf


NACH 8 JAHREN ELTERNZEIT

Wer hätte gedacht, dass der Wiedereinstieg so lange auf sich warten lässt

Hätte mir jemand 2010 prophezeit, es würden bis zur Rückkehr ins Arbeitsleben acht Jahre vergehen: Ich hätte es nicht geglaubt. Vor acht Jahren war ich mit unserer zweiten Tochter hochschwanger, verabschiedete mich von meiner Rechtsanwaltstätigkeit in den Mutterschutz. Im Hinterkopf der Gedanke, nach einem Jahr Elternzeit wiederzukehren. An den gewohnten Schreibtisch, ins gewohnte Büro, zum gewohnten Arbeitgeber. Pustekuchen.

 

rosa Pusteblume

 

Es bedurfte mehrerer Anläufe, bis der Wiedereinstieg glückte. 

Wiedereinstieg in den Beruf | Anlauf #1

Ende der ersten Elternzeit. Mein Ziel: Am Schreibtisch im gewohnten Büro des gewohnten Arbeitsgebers zu sitzen. Aber: Ich saß nicht. Ich lag. Nicht am oder unter dem Schreibtisch, sondern auf einer Liege beim Gynäkologen. Anstatt der erwarteten einen Eizelle auf dem Ultraschallbild sah ich zwei. Mit anderen Worten: Ich bekam Zwillinge.

 

 

Mit nur einem Kind im Bauch wäre ich für ein paar Monate an meinen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Allein schon, um wieder Büroluft zu schnuppern, die ich hin und wieder tatsächlich vermisst hatte. Doch mit zwei Winzlingen im Bauch und zwei Kleinkindern entschied ich anders, verlängerte auf unabsehbare Zeit die bestehende Elternzeit und schob den Gedanken an den Beruf, an eine bezahlte Tätigkeit, erst einmal weg.

Wiedereinstieg in den Beruf | Anlauf #2

Für kurze Zeit schwebte eine Option im Raum: Geschäftsführerin in Teilzeit. G-E-S-C-H-Ä-F-T-S-F-Ü-H-R-E-R-I-N in T-E-I-L-Z-E-I-T. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Stimmt!

GeschäftsführerIN & das auch noch in Teilzeit!

Theoretisch hätte ich mir mit einer anderen Anwältin – auch Mutter – die Position geteilt.

 

Geschäftsfrau

 

Doch wie es die Entscheidungsträger oder auch das Schicksal wollten, wurde das Konzept komplett über Bord geworfen, das potenzielle Aufgabenfeld einem Unternehmen übergeben und meine schöne Option löste sich in Luft auf. Damals als frisch gebackene Vierfachmutter war das nicht tragisch. Denn für die sechs Monate alten Zwillinge war in der Kürze der Zeit keine Betreuung zu finden gewesen. Außerdem hatte ich gerade ein BWL-Fernstudium begonnen. Eine Geschäftsführertätigkeit, wenn auch in Teilzeit, hätte beim besten Willen nicht in mein Leben gepasst.

Wiedereinstieg in den Beruf | Anlauf #3

Das Studium erfolgreich abgehakt, alle Kinder in Betreuung, das Ende der Elternzeit rückte näher und damit auch der angepeilte Termin, den ich meinem gewohnten Arbeitgeber für meine Rückkehr angekündigt hatte. Doch je näher dieser Termin kam, umso unwohler wurde mir. Der Gedanke, wieder Büroluft zu schnuppern, erschien mir gar nicht mehr erstrebenswert. Die Vorstellung, einen Juristenjob gut und zuverlässig erledigen zu müssen und parallel eine sechsköpfige Familie zu managen, belastete mich. Außerdem hätte ich pro Tag gute zwei Stunden im Auto gesessen, allein, um ins Büro und zurück zu gelangen. Die Herausforderung, Job und Familie auch nur einigermaßen unter einen Hut zu bringen, schien in diesem Moment nicht zu schaffen. 6, 4, 2 und 2 Jahre. So alt waren meine Kinder. Streptokokken, Mund-Hand-Fuß-Krankheit, Norovirus. Nur ein paar Stichworte, die geeignet sind, berufstätigen Eltern den Schweiß auf die Stirn zu treiben. 

Ich kündigte.

 

 

Wiedereinstieg in den Beruf – wie soll der aussehen?

Ein paar Jahre später. Kinder werden krankheitsresistenter, Wäscheberge kleiner, Trotzphasen vergehen. Tägliches Mama-Yoga mag gesund sein, als geistige Hauptbeschäftigung erfüllt es mich nicht. Klar ausgedrückt: Ich hatte wieder Energie und vor allem Zeit, um zu arbeiten. Doch wo? Wohin sollte die berufliche Reise gehen? Wer würde mich, eine Vierfachmutter über Vierzig, mit zig Jahren beruflicher Abstinenz nehmen? Wo war der an Flexibilität und Toleranz nicht zu überbietende Arbeitgeber? Da er nicht klingelte, nicht anrief, keine SMS oder Brieftaube schickte, musste ich die Wartezeit überbrücken. Oder mir etwas anderes überlegen.

Auf der Suche …

… nach der perfekten Business-Idee

Wenn man weiß, was man sucht, ist die Suche leicht. Wenn man es nicht weiß, ist die Suche schwer. 

 

 

Ich brauche ein Ziel. Eine konkrete Aufgabe. Das Examen am Ende des Studiums, einen schmutzigen Wäscheberg, der sauber werden soll, ein aufzustellendes Regal.

Was konnte ich beruflich anfangen?

Egal, wie oft und wie intensiv ich mir den Kopf zerbrach: Mir fiel nichts ein. Eins wusste ich: Ich wollte nicht mehr angestellt arbeiten. Unser Familienleben verlangte Flexibilität. Meine kaputte Karriereleiter hatte ich genug beklagt, die Intoleranz des Arbeitsmarktes gegenüber Teilzeitmüttern ausreichend angeprangert, deshalb hieß mein neues Motto:

Nicht meckern. Machen!

Ich schuf einen Rahmen, ohne den Inhalt des Bildes zu kennen. Ich besuchte Workshops, tummelte mich in den sozialen Medien und erweiterte mein Netzwerk. Und wie es der Zufall wollte, fand ich – ohne ihn konkret gesucht zu haben – den an Flexibilität und Toleranz nicht zu überbietenden Arbeitgeber, und das, obwohl ich mich gegen eine Anstellung entschieden hatte. Wo fand ich den perfekten Arbeitgeber? Zu Hause.

Seit Kurzem sind mein Mann und ich nicht nur privat, sondern auch beruflich ein Team. Dreamteam der Juristen. Und er würgt mir keinen fiesen Spruch rein, wenn ich unsere Kanzlei verlasse, um mich um unsere Töchter zu kümmern. Besser hätte mein Wiedereinstieg in den Beruf nicht verlaufen können!


 

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