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Weg mit dem Kindermakel!


Den Nachwuchs verleugnen, aber richtig

Der neue Workshop-Trend

Alter: zwischen 25 und 30, zwei oder drei Studienabschlüsse, fünf Jahre Berufserfahrung, davon sieben Jahre im Ausland, mehrere Führungspositionen. Wer dies in seinem CV vorweisen kann, hat gute Chancen, Arbeitgebers Darling zu sein. Unbeliebt hingegen: Eltern. Was können Betroffene dagegen tun?

Drei Tipps gilt es zu beachten und schon bald wird aus „no“ „wow“.

#1 Elternzeiten raus aus dem CV
#2 Mut zur Alterslüge
#3 Kinder verschweigen

Wer als Mutter auf Jobsuche oder mit Ambitionen zur Veränderung diese drei Tipps beachtet, hat schon mal keine schlechten Chancen, dass die Bewerbung nicht sofort im Müll landet. Ohne störende Elternzeiten, das eigene Geburtsdatum geschönt, die Kinder unerwähnt – so liest sich ein Lebenslauf schon ganz anders.

„Kinder sind das Schädlichste, das Sie in einem Lebenslauf nennen können. Mutterschaft, Erziehungszeiten, Elternzeiten: absolute Nogos“, verrät uns ein Insider. Nur einer von vielen, der das Thema offen anspricht und progressiv angeht. Recruiter, Jobcenter und Handelskammern haben den Trend „Weg vom Kind“ erkannt und so häufen sich die Seminare zum frisierten Curriculum Vitae. Vom „Wissen to go“ bis zum „Zertifikat Kinderleugner“ ist alles dabei.

Online, hybrid oder in Präsenz werden den Kursteilnehmerinnen, denn vorrangig sind es Frauen, die diese Angebote nutzen, in einer halbstündigen Lunchsession oder auch im mehrwöchigen Seminar Tipps und Tricks an die Hand gegeben, wie der aus Sicht des Arbeitsmarktes lästige Nachwuchs gekonnt verschwiegen werden kann.

„Jeder, der sich ein bisschen in der Arbeitswelt und im wahren Leben auskennt, weiß, dass gerade Mütter die denkbar schlechtesten Mitarbeiter sind. Frau mit Kind: Weiß nix, kann nix. Faul, übermüdet, unzuverlässig. Der Dreikäsehoch dauernd krank. Man läuft immer Gefahr, dass die Gute ausfällt. So zumindest die breite Meinung. Aber den Makel ‚Mutter’ muss man ja nicht jedem gleich auf die Nase binden.“

Wer stellt diese gewagten Thesen auf? – Jemand, der es wissen muss, aber nicht namentlich genannt werden möchte, aus Sorge, Opfer eines wütenden Müttermobs zu werden. Der Insider ist Mitarbeiter einer Jobvermittlung und seit Jahren in dem Problembereich „Eltern und Arbeit“ tätig.

Wie sieht es väterseits aus? Wird diesen auch zur Lüge geraten?
„Natürlich! Je weniger dieses leidige Thema in den Personalakten auftaucht, umso besser.“

Und wie sollen die betroffenen Personen ihre „Fehlzeiten“ in der Arbeitswelt, die Lücken im Lebenslauf erklären?

Jahre der Selbstoptimierung auf Bali. – Ausgiebiger Batikkurs in der Karibik. – Sandkornzählen in der Sahara.- Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist allein:

B-L-O-ß
K-E-I-N-E
K-I-N-D-E-R

Die Frage, ob der Insider selbst zur Problemgruppe zählt, kann man sich wohl sparen.
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Es soll Recruiter geben, die tatsächlich den Rat geben, Elternzeiten zu verschweigen. Meine Elternzeiten bei vier Kindern, in Summe neun Jahre, werde ich niemals verschweigen. Sie sind auf der Kanzleiwebseite und bei LinkedIn für jeden sichtbar.

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