Helikoptereltern fordern Hubschrauberlandeplatz
Der Schulweg muss endlich sicher werden
Die seit langem existente Forderung findet in jüngster Zeit immer mehr Anhänger: Landeplätze für Hubschrauber auf Dächern von Schulen. Wer steht hinter der Forderung? Der Verein „Eltern für einen sicheren Schulweg“. Dessen langjährige Vorsitzende, Frau Dr. Britta Hermelin-Rotburghartner, stand uns für ein kurzes Interview zur Verfügung.
Was bezweckt die Forderung?
Dr. Britta Hermelin-Rotburghartner: „Den Schutz unserer Kinder. Hier passiert zwar schon einiges, aber noch nicht genug. Ein Großteil der Kinder kommt immer noch selbst zur Schule, zu Fuß, mit Rad oder Roller. Aber das ist vollkommener Quatsch! Wann sieht die Gesellschaft endlich ein, dass es sinnlos ist, Kinder alleine zur Schule laufen zu lassen? Mit alleine meine ich unbeaufsichtigt. Bewegung wird heutzutage vollkommen überschätzt, ebenso der Einfluss von frischer Luft. Bewegung führt bekanntlich zu Erschöpfung und wer erschöpft zur Schule kommt, kann sich nicht konzentrieren. Und zu viel frische Luft erhöht das Erkältungsrisiko.“
Der Schulbus als Alternative?
Hermelin-Rotburghartner winkt ab. „Sind Sie schon einmal in so einem Ding mitgefahren? Die Geräuschkulisse und der damit verbundene Stresspegel sind schlichtweg unerträglich. Einfach nicht hinnehmbar. Da hilft derzeit wirklich nur das eigene Auto.“
Immer mehr Eltern scheinen die Bedenken des Vereins ernst zu nehmen:
Schulische Zufahrtswege und Feuerwehreinfahrten sind zu den Stoßzeiten bereits in fester Hand der Elterntaxis. Wochentäglich zwischen 7.45 und 8.00 Uhr und natürlich bei Schulschluss halten besorgte Eltern die genannten Bereiche mit ihren Autos besetzt, parken in zweiter oder dritter Reihe, mit Warnblinkanlage oder gar laufendem Motor. Alles zum Wohle der Kinder. Besonders der letzte Punkt – laufender Motor – ist ein kluger Schachzug. So kann nach Inempfangnahme des Schützlings im Notfall sofort durchgestartet werden, am besten mit Tempo 60 in der Dreißigerzone. Dass die Feuerwehr im Notfall womöglich nicht durchkommt, hält Hermelin-Rotburghartner für ein unrealistisches Szenario. „Was soll schon groß passieren? Wir sind ja da.“ Damit meint sie sich und die anderen besorgten Eltern.
Warum ist Ihre Idee so überzeugend?
Hermelin-Rotburghartner jedenfalls ist von ihrer Idee der Hubschrauberlandeplätze fest überzeugt. Es passiere zwar schon viel, aber eben noch nicht genug. „Wir müssen weiter denken. Und die Zukunft liegt in der Luft.“ Die Überlegenheit des Flugverkehrs in punkto Sicherheit gegenüber dem Straßenverkehr sei statistisch erwiesen. Außerdem sei die hilfsweise erhobene Forderung – Tiefgarage für Eltern mit direkten Aufzügen zu den Klassenzimmern – baulich aufwendiger, daher teurer und zeitlich nicht so schnell umzusetzen wie die Forderung nach Landeplätzen.
„Die Dächer sind ja da.“
Dagegen lässt sich schwer was sagen. Ein weiterer Punkt, der überzeugt: Flugverkehr gibt es im Luftraum über den Schulen kaum, von ein paar Vogelarten und hoch fliegenden Insekten vielleicht abgesehen. „Bei den meisten Dächern handelt es sich um Flachdächer. Das kommt uns entgegen. Es sind auch keine großen Maßnahmen nötig. Mit ein bisschen Farbe, einem breiten Pinsel und handwerklichem Geschick ist da schon viel erreicht,“ schließt die Vorsitzende des Elternvereins ihr Plädoyer.
Geistige Glanzleistung oder gedanklicher Schrott? Hier scheiden sich womöglich die Geister. Die Bedingungen jedenfalls scheinen günstig und vielleicht wird die Forderung schon bald Wirklichkeit. Wie man aus Insiderkreisen hört, steht das Anliegen als TOP 3 auf der Tagesordnung des anstehenden jährlichen Treffens der Kultusministerkonferenz. Wir dürfen gespannt sein.