600 Meter, die es in sich haben: Der Weg in den Kindergarten
EIN MARATHON IST NICHTS DAGEGEN
Warm gelaufen bin ich schon, erste Nervenprobe – der Morgen ist geschafft: Das große Kind ist in der Schule, die drei Kindergartenkinder sind angezogen und satt. Jetzt kommt eine der schwersten Etappen:
Der Kindergartenweg.
Langweilig wird es nie. Beispiel: Tochter 4 möchte Laufrad fahren, Tochter 3 auch, Tochter 2 nicht. Klingt ganz harmlos. Könnte es auch sein. Mit drei Kindern mit starren Vorstellungen, wird es anstrengend.
Wie gesagt will Tochter 2, Vorschulkind, nicht das Laufrad nehmen. Dafür sei sie zu groß. Sie möchte mit der Autofähre zum Kindergarten chauffiert werden, nimmt aber gnädig mit einem Sitzplatz im Fahrradanhänger vorlieb. Nach drei Metern möchte Tochter 4 nicht mehr Laufrad fahren. Grund: Angst vor einem Babyhai. Laufrad wandert auf den Lenker des Anhängers, der bedenklich zu schwanken beginnt. Tochter 3 möchte auch nicht mehr Laufrad fahren und bleibt wie festgewachsen stehen. Erst eine Drohung, genauer Wortlaut unbekannt, bewegt sie zum Weiterlaufen. Aus Versehen lasse ich den Lenker des Anhängers los.
Der Anhänger fällt um.
Tochter drei möchte nun doch wieder Laufrad fahren und klettert umständlich aus dem gekenterten Gefährt auf den Gehweg. Tochter 3 möchte lieber baden, nicht duschen.
Tochter 2 hat Hunger.
Das geschilderte Geschehen wiederholt sich mit leichten Abänderungen ein- bis dreimal. Zwanzig Minuten später erreichen wir den Kindergarten.
Die Mutter fällt um.
Nicht in der Realität, nur in meinem Kopfkino. Denn ich bin fix und fertig wie nach einem Zwölfstundenarbeitstag. Es ist 8.35 Uhr. Zum Umfallen ist keine Zeit, denn wie jede Mutter habe ich viel zu tun. Nachmittags zum Beispiel steht auf meiner Agenda: Der Weg vom Kindergarten nach Hause. Ist das nicht schön?