Ich verwechsle meine Zwillinge nicht!
ODER ETWA DOCH?
Wer genau hinsieht, ist klar im Vorteil
Das Telefon klingelt. Auf dem Display zeigt sich die Nummer des Kindergartens. Um diese Uhrzeit kann das nur eins bedeuten: Ein Notfall. Zwilling 1 habe eine Schwellung in der Leiste und solle schnell abgeholt werden. Per se schon dumm, da ungeplante Änderung des Tagesablaufs verbunden mit Organisationsaufwand:
Früheres Abholen der Kindergartenkinder (inklusive des spannenden Wegs), Organisation einer Kinderbetreuung für die Zeit des Arztbesuchs und wer weiß, was noch passieren kann.
Beim Abholen von Zwilling 1, Zwilling 2 und Einling 2 fragte ich vorsichtshalber nach, wer wegen des Notfalls ärztliche Versorgung benötige:
Wirklich Zwilling 1? – Ja, wirklich Zwilling 1.
Zuhause untersuchte ich kurz Zwilling 1, empfand die Schwellung als nicht soooo schlimm, dass eine sofortige Abholung nötig war, aber gut. Ich hatte Verantwortung, organisierte schnellstens Betreuung für die anderen drei Kinder. Der Kinderarzt hat bereits geschlossen, deshalb ab ins Krankenhaus . Nach langem und anstrengendem Warten beruhigt mich der Arzt:
Nur ein geschwollener Lymphknoten.
Zwei Stunden später wieder zu Hause war ich erleichtert, den Rest des Abends doch noch in einigermaßen gewohnten Bahnen verbringen zu können, anstatt wegen der Notwendigkeit einer Leistenbruchoperation wie ein aufgescheuchtes Huhn herumzuflattern. Zum Vergleich, wie sich denn die Leiste eines gesunden Kindes anfühlte, untersuchte ich nun Zwilling 2.
Aaaaaaaah!!!
Die drei nicht untersuchten Kinder versuchten altersentsprechend ein paar Sekunden später, die kurz vor der Ohnmacht stehende Mutter zu beruhigen.
Ich war tatsächlich mit dem falschen Zwilling im Krankenhaus gewesen!!!!!
Wie hatte mir als fürsorgende Mutter diese Verwechslung passieren können?
Denn meine nun (warum nicht vor Stunden????) von mir untersuchte Tochter hatte eine Schwellung in der Leiste, bei deren bloßem Anblick mir klar war, warum ich sie hatte früher abholen sollen. Dreimal kurz atmen, die Stimmbänder hatten sich nach dem ausgiebigen Schrei der Verzweiflung beruhigt. Und alles auf Anfang: erneut Betreuung organisiert, ins Krankenhaus, warten ….
Wieder nur ein geschwollener Lymphknoten.
Beim nächsten außertourlichen Anruf aus dem Kindergarten werde ich jedes Kind, und wirke es auch noch so unversehrt, akribisch untersuchen. Das verspreche ich mir selbst.