kleckerlätzchen für anfänger – leseprobe


PROLOG

PEKiP und Warteliste.

Die mit Abstand meist vernommenen Worte aus den vergangenen zwei Jahren als frisch gebackene Mutter. Bis dato war mir der Terminus PEKiP unbekannt. Als Insider weiß ich jetzt, dass sich hinter der Abkürzung das Prager-Eltern-Kind-Programm verbirgt, ein Konzept zur Frühförderung von Babys im ersten Lebensjahr. Über eine Warteliste wundere ich mich mittlerweile nur noch, wenn sie fehlt.

Was erwartete mich Wickelanfängerin in der Welt der Windelberge?

Bis auf die anfängliche Schwangerschaftsübelkeit und einen immensen Fundus an Kleckerlätzchen lief fast alles anders als vermutet. In die Rolle der perfekten Mutterglucke wurde ich jedenfalls nicht hineingeboren, musste erst langsam in das neue Dasein mit seinen emotionalen Achterbahnfahrten und bisher nie erlebten Situationen hineinwachsen.

Hausfrau und Mutter – mag für manchen nach Banalität oder Eintönigkeit klingen.

Mit dem Begriff der Hausfrau assoziiere ich, da meine Mutter als Alleinerziehende, soweit ich zurückdenken kann, voll berufstätig war, die Generation meiner Großmütter, Jahrgänge 1911 und 1916, und diese trugen tags einen Putzkittel und nachts Lockenwickler.

Mein neues Leben als Alltagsheldin jenseits der beruflichen Karriereleitern ist alles andere als banal oder eintönig. Es gleicht einem in sämtlichen Farben schillernden Puzzle, zusammengesetzt aus großartigen Momenten und vielen kleinen, von denen ich nicht einen missen möchte. Mit Baby ist das Leben nie gleichförmig und ich verplempere nicht mehr wertvolle Lebenszeit, indem ich an langweilig verregneten Sonntagen stundenlang eine Heimwerkersendung nach der anderen ansehe oder den 73. Eierwärmer stricke.

Eine über alles liebenswürdige, unberechenbare, zu den unpassendsten Augenblicken hungrige oder wache, neugierige kleine Person, ohne die ich nie wieder sein möchte, schreibt täglich, manchmal stündlich das Drehbuch meines Mom-Real-Lifes.

Ihr Regiestil ist flatterhaft, ungestüm, selten verlässlich. In ihrer unbeirrten Art, unbeeinflusst von Gesellschaftsregeln und gewünschten Verhaltensweisen, wirft sie Szenen um, auf die ich mich eingestellt hatte, testet an mir, der mit ihr verbundenen Marionette, gleich einem eigenwilligen Puppenspieler ihr Improvisationstheater und lässt mich in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten und Choreographien an den Schnüren tanzen.

Mit einem Schlag ist meine bislang schwarz-weiße Welt kunterbunt. Seit die kleine Chaosqueen in mein Leben getreten ist, fühle ich mich vollständig.

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